II. PHILIPP-HAINHOFER-KOLLOQUIUM
Schwabenakademie Irsee
5.–7. November 2021
Das Meer in der Kammer: Maritime Themen und Materialien in Kunstkammern der Frühen Neuzeit
Die nach einer Idee von Robert Bauernfeind (Universität Augsburg) konzipierte Tagung hat sich zum Ziel gesetzt, die Kunstkammern als eine Sammlungsform der Frühen Neuzeit zu untersuchen.
Der Augsburger Philipp Hainhofer (1578–1647) hat ihnen auf seinen Reisen durch Mitteleuropa immer die größte Aufmerksamkeit zukommen lassen und ausführliche Beschreibungen – wie die zur berühmten Münchner Kunstkammer – erstellt, die derzeit in einem Forschungsprojekt erstmals komplett ediert werden. Die Schwabenakademie Irsee in Zusammenarbeit mit Einrichtungen bzw. Wissenschaftler Schwabens kooperieren mit diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2017 bis 2029 geförderten Editionsprojekt.
Der charakteristische Aufbau von Kunstkammern, welche ein europäisches Phänomen sind, bestand im Nebeneinander von Kunstwerken (Artificialia) und Naturobjekten (Naturalia) und zielte im Idealfall auf eine universelle Repräsentation der Schöpfung ab (der Makrokosmos im Mikrokosmos bzw. die Welt in der Kammer). Die Tagung will beleuchten, in welcher Weise das Meer in derartigen Sammlungen repräsentiert wurde: Einerseits stammten viele Materialien typischer Kunstkammerstücke wie Korallen und Nautilus-Gehäuse aus dem Meer, andererseits konnte das Meer auch ikonographisch, etwa personifiziert durch mythologische Figuren, im Sammlungsgefüge dargestellt werden.
Die Tagung reagiert damit sowohl auf das in den vergangenen Jahren gestiegene Interesse am Meer als Thema der Geschichtswissenschaften als auch auf aktuelle methodische Fragen zur Materialität als einem Schwerpunkt kulturwissenschaftlicher Forschung.
Der Tagungsband erscheint 2022 im Michael Imhof Verlag (Petersberg) in der Hainhoferiana-Schriftenreihe der Schwabenakademie Irsee.
Freitag, 5. NOVEMBER 2021
Anreise, ab 18:00 Uhr Abendessen
19:30 Uhr
Begrüßung durch Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee
Eröffnungsvortrag
Dr. Michael Wenzel (Wolfenbüttel)
Philipp Hainhofer und das Meer. Räume – Dinge – Sammlungen
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zum geselligen Beisammensein im Stiftskeller
Samstag, 6. NOVEMBER 2021
9:00 Uhr Begrüßung mit Einführung in das Tagungsthema durch Dr. Robert Bauernfeind (Augsburg)
Keynote
Dr. Anna Katharina Grasskamp (Hong Kong)
Asien in der Stube – Maritime materielle Kultur in der Frühen Neuzeit
10:30 Uhr Kaffeepause
Dr. Marcus Becker (Berlin)
Das Meer! Welches Meer? Berliner Conchylien-Wanderungen zwischen Kunstkammer und Lustgarten
Prof. Dr. Michał Mencfel (Poznań)
Schlesien am Meer – Seefossilien in den Kunstkammern der schlesischen gelehrten Sammler des späten 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
12:30 Uhr Mittagessen (im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Besichtigung von Kloster und Kirche mit Dr. Markwart Herzog)
14:30 Uhr
Dorothee Fischer M.A. (Konstanz/Trier)
Ichthyologische Sammlungen des 18. Jahrhunderts
Sandy Friedel Nagy (Waldenburg)
Die Sterne des Meeres – ein Konvolut zwischen barocker Ästhetik und den Anfängen biologischer Wissenschaft
16:00 Uhr Kaffeepause
Corinna Gannon M.A. (Frankfurt am Main)
„vonn allerley seltzamen meer und wundergewechsen“ – Maritime Materialien in der Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. zwischen Kunst und Wissenschaft
Nina-Marie Schüchter MA (Düsseldorf)
Transformation als Faszinosum – Die Ästhetik der Metamorphose im Kontext maritimer (Ding-)Welten
18:00 Uhr Abendessen
19:30 Uhr Abendvortrag
PD Dr. Robert Felfe (Frankfurt am Main)
Dimensionen des Maritimen im Topo-Kosmos frühneuzeitlicher Kunstkammern
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zum geselligen Beisammensein im Stiftskeller
Sonntag, 7. NOVEMBER 2021
9:00 Uhr
Verena Suchy MA (Gießen)
Das Meer in der Perle – Schatzkammerpreziosen aus Barockperlen
Dr. Robert Bauernfeind (Augsburg)
„Non facile in pelago est currere cuique cani“ – Haie in Kunstkammern der Frühen Neuzeit
10:30 Uhr Kaffeepause
Dr. Charlotte Colding Smith (Bremerhaven)
Heilige Rippen, Einhorn-Horn und treibende Ambra: Der Wal in privaten und öffentlichen Sammlungen in der Frühneuzeit
Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Trier)
Das Meer muss weichen – Der Augsburger Maler Hans Rottenhammer kritisiert Venedigs Taglio di Porto Viro-Projekt um 1600
ca. 12:30 Uhr Tagungsende, Mittagsessen, Abreise
Leitung und Moderation
Dr. Markwart Herzog, Irsee
Dr. Sylvia Heudecker, Irsee
Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Trier
Dr. Michael Wenzel, Wolfenbüttel
in Kooperation mit Dr. Robert Bauernfeind, Augsburg
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bezirk Schwaben und der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte (TAK)
PDF-Dokument [243.5 KB]