Tagung
Aspekte deutscher Gartenkunst der Frühen Neuzeit
8. – 10. April 2022
Schwabenakademie Irsee, IV. Philipp-Hainhofer-Kolloquium
Die Tagung nimmt die Reise- und Sammlungsbeschreibungen von Philipp Hainhofer zum Anlass, um verschiedene Aspekte der deutschen Gartenkunst zu beleuchten. Der behandelte Zeitraum setzt mit dem mittleren 16. Jahrhundert ein und endet etwa mit dem Erscheinungsdatum von Joseph Furttenbachs „Architectura Recreationis“ (1640). Im Spannungsfeld von Nutzen und Zierde, von Natur und Kunst entwickelte sich ein breites Spektrum von Gestaltungen und von höfischen, städtischen, religiösen und wissenschaftlichen Nutzungskonzepten der Gärten.
Die Beiträge der Tagung widmen sich übergreifenden Themen wie der Gartentheorie, der Pflanzenverwendung und dem Sammeln exotischer Pflanzen, Gartengeräten sowie einzelnen Anlagen. Verschiedene Konzepte des Sammelns und Gestaltens sowie der Nutzung durch die Auftraggeberinnen und Auftraggeber werden untersucht.
Freitag, 8. April 2022
18.00 Uhr, Anreise – Abendessen
19.30 Uhr
Begrüßung durch Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee
Abendvortrag
Prof. Dr. Iris Lauterbach, München
Wasserspiele, Vogelhäuser, Artischocken: Augsburger Gartenkunst der Frühen Neuzeit im Kontext
Die Rednerin ist Forschungsreferentin am Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte und lehrt an der Technischen Universität München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der europäischen Gartenkunst vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Architektur und Stadtplanung im Nationalsozialismus sowie die Restitution von NS-Raubkunst nach 1945.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zum geselligen Beisammensein im Stiftskeller
Samstag, 9. April 2022
9.00 Uhr
Prof. Dr. Hubertus Fischer, Berlin
„Gartenzierd“ und „Gartenlust“ – Zwei Zentralbegriffe der frühen deutschen Gartentheorie
Dr. Helmut Zäh, Augsburg
Der Humanist als Gärtner. Konrad Peutinger (1465–1547) und die Botanik
10.30 – 11.00 Uhr
Kaffeepause
Dr. Christiane Lauterbach, Nürnberg
Botanische Gelehrtengärten des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum
Dr. habil. Clemens Alexander Wimmer, Potsdam
Grammatik und Bepflanzungselemente des Renaissancegartens
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Dr. Simone Balsam, Dresden
Facetten deutscher Orangeriekultur der Frühen Neuzeit (ca. 1550 bis 1640)
Dr. Elke Bujok, München
Hofküchengärten der Wittelsbacher
15.30 – 16.00 Uhr
Kaffeepause
Dr. Michael Wenzel, Wolfenbüttel
„... aber für Churfürstliche gärten sein sie nit zu zierlich, sondern die Münchische gärten übertreffen sie weit, an zirligkeit“. Philipp Hainhofer besichtigt den Hortus Palatinus
Dr. Hanns Hubach, Haßloch
Fürst und Fürstin im Garten. Zur Nutzung des Renaissancegartens von Schloss Friedelsheim durch Pfalzgraf Johann Casimir und seine Ehefrau Elisabeth von Sachsen
Dr. Sophie-Luise Mävers, Köln
„[…] hernacher der Garten gewaltiglich gros und kunstreich“. Der höfische Renaissancegarten in Kassel zwischen Lust, Nutzen und Wissenschaft
18.15 Uhr
Abendessen und Beisammensein im Stiftskeller
Sonntag, 10. April 2022
8.30 Uhr
Dr. Christine Nagel, Dresden
Gartengerät des 16. Jahrhunderts in der Dresdner Kunstkammer
Dr. Christa Syrer, München
Sophia von Brandenburg und die Gartenkunst in Dresden und Colditz um 1600: Quellen, Netzwerke, Akteur:innen
Dr. Zdeňka Míchalová, Plzeň
The Renaissance Garden of Telč Castle in Moravia: History, Iconography and Meaning
10.45 – 11.00 Uhr
Kaffeepause
Dr. Waltraud Kofler Engl, Bozen
„Mensch wie Fisch gleichermaßen zur Recreation dienend“. Der Stiftsgarten des Augustiner-Chorherrenstiftes Neustift
Prof. Dr. Nadja Horsch, Leipzig
Garteneremitagen als ästhetische und soziale Gegenwelten
ca. 12.30 Uhr Tagungsende, Mittagessen, Abreise
Leitung und Moderation
Dr. Markwart Herzog, Irsee
Dr. Sylvia Heudecker, Irsee
Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Trier
Dr. Michael Wenzel, Wolfenbüttel
in Kooperation mit
Prof. Dr. Iris Lauterbach, München
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bezirk Schwaben sowie der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte (TAK) und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München (ZI)
Der Tagungsband, der 2023 im Michael Imhof Verlag als 4. Band in der Hainhoferiana-Reihe erscheint, wird ebenfalls einen Aufsatz von Holger Th. Gräf zu „Tulpen aus Augsburg – zwei Funde zum Anbau und Handel von Zierpflanzen um die Mitte des 17. Jahrhunderts“ beinhalten.
KONTAKT
Schwabenakademie Irsee
Klosterring 4
87660 Irsee
Telefon: 08341 906-661 oder -662
Fax: 08341 906-669
E-Mail: buero@schwabenakademie.de
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Tagung: Irsee, 8.–10.4.2022
Call for Papers (english version see below)
Aspekte deutscher Gartenkunst der Frühen Neuzeit
(von circa 1550 bis 1640)
IV. Philipp-Hainhofer-Kolloquium der Schwabenakademie Irsee
Irsee, 8.–10. April 2022
„Herrliche schöne, wolgezierte und nutzbare Gärten“, so formulierte Johann Peschel in seiner „Garten-Ordnung“ (1597) pointiert die Funktion und Wahrnehmung von Gärten im semantischen Feld zwischen Zierde und Nutzen: eine in der Gartentheorie um 1600 häufig anzutreffende Polarisierung. Sie drückt den Aufstieg der Gartenkunst aus der Landwirtschaft aus und lässt zugleich in der Betonung der Zierfunktion die angestrebte Eingliederung der Gartenkunst in ein bestehendes theoretisches und Gattungssystem der Künste erkennen. Die Polarisierung von Nutzen und Zierde, von Natur und Kunst kann jedoch nur als ein Rahmensystem verstanden werden, in dem sich ein breiteres Spektrum von Gestaltungen und höfischen, städtischen, religiösen und wissenschaftlichen Nutzungskonzepten der Gärten im behandelten Zeitraum entwickelte. Befasst sich die internationale Forschung seit langem intensiv mit den Gärten italienischer Villen oder französischer Schlösser, so lassen sich in der Erforschung der deutschen Gartenkunst der Frühen Neuzeit Desiderate erkennen, sieht man von einzelnen gut bearbeiteten Anlagen wie etwa dem Heidelberger Schlossgarten (Hortus palatinus) ab. Die Desiderate sind sicherlich auch auf spärliche Überlieferung und mangelnde Auseinandersetzung mit vorhandenen Quellen zurückzuführen. Die Tagung nimmt daher die Reise- und Sammlungsbeschreibungen von Philipp Hainhofer zum Anlass, um die deutsche Gartenkunst in einem Zeitraum zu behandeln, der im mittleren 16. Jahrhundert mit einer gesteigerten Würdigung und Wertigkeit von Gärten und Pflanzenkultur einsetzt und etwa mit dem Erscheinungsdatum von Joseph Furttenbachs „Architectura Recreationis“ (1640) endet.
Beispielsweise könnten folgende Themengebiete aufgegriffen werden:
- Entwurf, Gestaltung, Bepflanzung und Ausstattung höfischer Residenzgärten und bürgerlicher Gärten in den Städten
- Pflanzenkultur und Pflanzenverwendung
- Handel, Tausch von Pflanzen und Samen
- Ausbildung und berufliche Situation von Gärtnern
- Gartentheorie
- Das Verhältnis von Architektur und Garten
- Verbindung mit religiösen Praktiken (Einsiedeleien)
- Der Garten als Ort wissenschaftlicher Zusammenkünfte
- Der Blick auf und die Wahrnehmung und Beschreibung von Gärten (etwa in Reisejournalen)
- Die Auseinandersetzung deutscher Reisender und Gärtner mit europäischen Modellen
- Gärten in der bildenden Kunst, Literatur oder Musik
Themenvorschläge (in dt./engl.) für bislang unpublizierte Beiträge mit einer Zusammenfassung (max. 2.000 Zeichen) und einem CV (mit Angaben der einschlägigen Publikationen) werden erbeten bis zum 30. September 2021 an:
Hainhofer-Kolloquium-4@t-online.de
Die Reise- sowie Übernachtungs- und Verpflegungskosten werden vom Veranstalter übernommen. – Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Doktorand*innen sowie Wissenschaftler*innen der Post-doc-Phase werden ausdrücklich zur Bewerbung ermutigt.
Die Tagungsbeiträge sollen in einem von Andreas Tacke, Iris Lauterbach und Michael Wenzel herausgegebenen Sammelband in der Hainhoferiana-Schriftenreihe der Schwabenakademie Irsee beim Michael Imhof Verlag (Petersberg) im Frühjahr 2023 gedruckt vorliegen.
Den Rahmen der Philipp-Hainhofer-Kolloquien der Schwabenakademie Irsee bildet das Langzeitvorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“ (https://www.kuenstlersozialgeschichte-trier.de/tak-sharc/philipp-hainhofer/). Für das IV. Philipp-Hainhofer-Kolloquium der Schwabenakademie Irsee konnte Prof. Dr. Iris Lauterbach vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte (München) als Kooperationspartnerin gewonnen werden.
Aspects of Early-Modern German Garden Design
(circa 1550–1640)
4th Philipp Hainhofer Colloquium of the Schwabenakademie, Irsee
Irsee, 8–10 April 2022
“Magnificently beautiful, decorated and usable gardens.” This is how Johann Peschel formulated the function and perception of gardens semantically between ornament and use in his “Garden-Ordnung” (1597), a polarization frequently encountered in garden theory ca. 1600. This text expresses the rise of the field of garden design from pure agriculture and, at the same time, emphasizes the decorative function of garden design’s integration into an existing theoretical and artistic framework. The polarization between utility and ornament, and nature and art can, however, only be understood as a system in which a broader spectrum of designs and courtly, urban, religious, and scientific concepts of gardens developed in the early modern period.
International research has long addressed early-modern garden design of Italian villas and French castles, while, aside from individual well-tended grounds such as the Heidelberg Castle Garden (Hortus palatinus), scholarship on contemporary German gardens is comparatively sparse. The conference, therefore, takes advantage of Philipp Hainhofer's travel notes and collection books as an opportunity to study German garden design in the early modern period, beginning in the mid-16th century with the growing appreciation and value of gardens and plant culture, and ending with the publication of Joseph Furttenbach’s “Architectura Recreationis” (1640).
We welcome paper topics including (but not limited to):
- Design, layout, planting, and furnishing of courtly residence gardens and urban civil gardens
- Plant culture and plant use
- Trade and exchange of plants and seeds
- Training and professional status of gardeners
- Garden theory
- The relationship between architecture and garden
- Connection with religious practices (e.g. hermitages)
- The garden as a place for scientific meetings
- The reception and the perception and description of gardens (e.g. in travel journals)
- The confrontation of German travelers and gardeners with other European models
- Gardens in the visual arts, literature, or music
Please send proposals (in German or English) for previously unpublished papers with a summary (max. 2,000 characters) and a CV (with details of relevant publications) by September 30, 2021 to:
Hainhofer-Kolloquium-4@t-online.de
Travel, accommodation and meals will be covered by the organizer. The conference languages are German and English. Doctoral students and early post-doctoral researchers are especially encouraged to apply.
The conference papers are expected to be issued in a subsequent anthology edited by Andreas Tacke, Iris Lauterbach and Michael Wenzel in the Hainhoferiana series of the Schwabenakademie Irsee, published by Michael Imhof Verlag (Petersberg) in Spring 2023.
The Philipp Hainhofer Colloquia of the Schwabenakademie, Irsee, form the long-term project “Annotated digital edition of the travel and collection writings of Philipp Hainhofer” (https://www.kuenstlersozialgeschichte-trier.de/tak-sharc/philipp-hainhofer/) of the German Research Foundation (DFG). The 4th Philipp Hainhofer Colloquium is organized in cooperation with Prof. Dr. Iris Lauterbach (Zentralinstitut für Kunstgeschichte), Munich.