I. PHILIPP-HAINHOFER-KOLLOQUIUM

Tagung des DFG-Langzeitvorhabens „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“ der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte (hier in Verbindung mit den Philipp Hainhofer-Colloquia der Schwabenakademie Irsee) in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Ekphrasis und Residenz – Höfische Kultur und das Medium des Reiseberichts im Zeitalter der Konfessionalisierung um 1600

Workshop und Tagung in München: Zentralinstitut für Kunstgeschichte,

20.–22. März 2020

 

München ist ein Musterbeispiel der konfessionell kodierten Residenzstadt im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges. Ein wichtiger Zeuge hierfür ist der Kunst- und Politikagent Philipp Hainhofer (1579–1647), der die bayerische Hauptstadt zwischen 1603 und 1636 insgesamt siebenmal besuchte. Abgesehen von den heiklen diplomatischen Missionen der Jahre 1629 und 1631 sind von jedem dieser Aufenthalte Reiseberichte erhalten, die äußerst wichtige Quellen zur Gestalt der Stadt und der kulturhistorischen Stellung des bayerischen Hofes im frühen 17. Jahrhundert darstellen.

 

Die Konferenz beabsichtigt, den Konnex zwischen Hofkunst und Beschreibungskunst deutlicher als bisher geschehen herauszuarbeiten. Zentrale Themen von Workshop und Tagung sind: Architektur und Plastik in der Residenzstadt als Medien fürstlicher Repräsentation im öffentlichen Raum, Schlossbau und Raumkunst, Beschreibungskunst um 1600 sowie Konfessionalität, Konkurrenz und Wahrnehmung von visueller und materieller Hofkultur.

 

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten unter hainhofer@zikg.eu.

 

Ort: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

Freitag, 20. März 2020:

 

13.30 Uhr: Begrüßung (Wolfgang Augustyn, Michael Wenzel, Andreas Tacke)

 

13.45 Uhr: Michael Wenzel (Wolfenbüttel): Einführung und Vorstellung der „Kommentierten digitalen Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“

 

Workshop: Philipp Hainhofer und München 1603–1636

 

14.15 Uhr: Workshop I: Urbanistik und Kunstpolitik in München um 1600

 

Referat: Dorothea Diemer (Gilching)

 

Respondent: Hans Ottomeyer (Ottobrunn)

 

15.45 Uhr: Kaffeepause

 

16.00 Uhr: Workshop II: Die herzoglichen Sammlungen

 

Referat: Peter Diemer (Gilching)

 

Respondent: Lorenz Seelig (Gräfeling)

 

17.30 Uhr: Pause

 

18.15 Uhr: Jeffrey Chipps Smith (Austin): The Engaged Visitor and the Limits of Ekphrasis: From Kunstkammer Accounts to Daniel Papebroch’s Travelogue

Eingeführt von Wolfgang Augustyn

 

19.00 Uhr: Umtrunk

Samstag, 21. März 2020:

 

Tagung: Ekphrasis und Residenz

 

Sektion I: Residenz und Kunstpolitik (Moderation: Ulrich Pfisterer)

 

9.00 Uhr: Ulinka Rublack (Cambridge): The bonds of art-lovers: Philipp Hainhofer and Wilhelm of Bavaria

 

9.30 Uhr: Christine Göttler (Bern): Agriculture, alchemy, and sacred automata: Philipp Hainhofer’s visit to Schleissheim, May 1611

 

10.00 Uhr: Susan Maxwell (Oshkosh): Graphic Diplomacy: The Role of Drawings and Prints in Bavarian Ducal Representation

 

10.30 Uhr: Diskussion und Pause

 

Fortsetzung der Sektion (Moderation: Michael Wenzel)

 

11.00 Uhr: Rafal Makala (Berlin, Stettin): Die Residenz als eine Konstellation von Bauten – Stettin im Spiegel von Philipp Hainhofers Beschreibung von 1617 und anderer Quellen

 

11.30 Uhr: Joaneath Spicer (Baltimore): Philipp Hainhofer’s Innovative Use of Painting on Stone for his Table Cabinets and his Roles as Entrepreneur for the Arts and as Agent of Princely Courts

 

12.00 Uhr: Jan Lutteroth (München): Philipp Hainhofer in der Münchner Residenz. Die 3D-Rekonstruktion als kritische Forschungsmethode

 

12.30 Uhr: Diskussion und Mittagspause

 

14.15 Uhr: Ortstermin 1: Christian Quaeitzsch (München): Spezialführung durch die Münchner Residenz (Treffpunkt: Besuchereingang der Residenz, Dauer: ca. 75 min)

 

Sektion II: Ekphrasis/Descriptio – Beschreibungskunst in Reiseberichten um 1600 (Moderation: Peter Burschel)

 

16.00 Uhr: Hans Ottomeyer (Ottobrunn): „Gute“ und „böse“ Höfe und die Reform um 1600 in München

 

16.30 Uhr: Ekaterina Bulgakova (Moskau): „Autant profitables que merveilleuses“. Perception of German and Italian cities in French travelogues around 1600

 

17.00 Uhr: Thomas Kuster (Innsbruck): „die selsambsten sachen der welt“: Schloss Ambras und seine Sammlungen im Spiegel neuzeitlicher Reiseberichte

 

17.30 Uhr: Diskussion

 

19.00 Uhr: gemeinsames Abendessen der Referentinnen und Referenten

Sonntag, 22. März 2020:

 

Sektion III: Konfessionalität, Konkurrenz und Wahrnehmung von visueller und materieller Hofkultur (Moderation: Andreas Tacke)

 

9.00 Uhr: Saskia Jungmann (Jena): Von Weimar in die Welt. Fürstlich-protestantische Reiseerfahrung zwischen Identität und Alterität

 

9.30 Uhr: Eva-Bettina Krems (Münster): Reliquienhandel und Reliquieninszenierung um 1600 in München (Arbeitstitel)

 

10.00 Uhr: Anne Mariss (Regensburg): Materieller Austausch zwischen München und Wien am Beispiel von Rosenkränzen und anderen devotionalen Objekten (Arbeitstitel)

 

10.30 Uhr: Diskussion und Pause

 

Fortsetzung der Sektion (Moderation: Michael Wenzel)

 

11.00 Uhr: Ursula Timann (Nürnberg): Die „Neuburger Hochzeit“ (1613): Festkultur und Konfessionspolitik

 

11.30 Uhr: Sophia Q. McCabe (San José): Courtly Splendor and Confessionalization

 

12.00 Uhr: Schlussdiskussion – im Anschluss: Ortstermin 2: Dorothea und Peter Diemer (Gilching): Kleiner Stadtrundgang auf Philipp Hainhofers Spuren mit Gelegenheit zum Mittagsimbiss und zur

Besichtigung der Jesuitenkirche St. Michael

Gefördert durch:

CfP

Ekphrasis und Residenz – Höfische Kultur und das Medium des Reiseberichts im Zeitalter der Konfessionalisierung um 1600

Ekphrasis and Court – Court culture and the travelogue in the age of confessionalization [Please scroll down for English version]

Tagung und Workshop des DFG-Langfristvorhabens „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“ der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte München.

München, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 20.–22.03.2020

Das DFG-Langfristvorhaben „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“ wird bis Mitte 2020 sämtliche Münchner Reiseberichte des Augsburger Kunst- und Politikagenten vorlegen. Aufgrund dessen soll im März 2020 ‚vor Ort‘ in München ein Kolloquium stattfinden, das die durch die Edition angerissenen Forschungsaspekte vertiefen und diese zugleich in einen geographisch weiteren Rahmen stellen soll.

  Philipp Hainhofer besuchte die bayerische Residenzstadt zwischen 1603 und 1636 insgesamt siebenmal. Abgesehen von den heiklen diplomatischen Missionen der Jahre 1629 und 1631 sind von jedem dieser Aufenthalte Reiseberichte erhalten, die in der kunsthistorischen wie historischen Forschung äußerst wichtige Quellen zur Gestalt Münchens im frühen 17. Jahrhundert darstellen. Wegen ihrer unterschiedlichen Perspektiven tragen diese Berichte wesentlich zu einem komplexen Bild der konfessionell kodierten Residenzstadt im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges bei.

Geplant sind ein eintägiger Workshop und ein anschließendes anderthalbtägiges Kolloquium. Der das Tagungsprogramm einleitende Workshop soll vor allem auf Fragen eingehen, die auf München um 1600 und Hainhofers Reiserelationen konzentriert sind. Für die Vorträge des anschließenden Kolloquiums wird hingegen an ein möglichst offenes Themenspektrum gedacht. Dabei soll insbesondere der vergleichenden Perspektive zwischen den verschiedenen Höfen des Heiligen Römischen Reichs ein hoher Stellenwert zukommen. Mögliche Themen können lauten:

Urbanistik/Stadtsoziologie

– Fürstenresidenz und Bürgerstadt – Spannungsfelder und Interessenkonvergenzen
– Architektur und Plastik in der Residenzstadt als Medien fürstlicher Repräsentation im öffentlichen Raum

Die Entstehung einer neuen Residenz: Schlossbau, Raumkunst, Produktion und Rezeption

– Raumkunst, Zeremoniell und inszenierte Zugänglichkeit 
– durch religiöse und/oder ästhetische Kontemplation kodierte Rückzugsorte
– Organisation von künstlerischer Arbeit, der Architekt als Intendant, Konzepte der Autorschaft
– spezifisch mit Fokus auf München: z.B. der Ausbau der Münchner Residenz und der herzoglichen Landsitze

Ekphrasis/Descriptio – Beschreibungskunst um 1600

– literaturtheoretische Stellung der Gattung
– Vergleich verschiedener Textsorten der Kunstbeschreibung 
– Wahrnehmung der Stadt/von Städten in Reiseberichten um 1600
– Kunstkammer und Reiseberichte: vergleichende Analyse von Kunstkammerbeschreibungen
– Künstler in Reiseberichten
– Diplomatie und Reisebericht: Steuerung der Fremdwahrnehmung durch fürstliche Gastgeber
– Reiseberichte und Graphik als Medien des kulturellen Austauschs

Konfessionalität, Konkurrenz und Wahrnehmung von visueller und materieller Hofkultur (vergleichende Perspektive)

– Künste und Höfe im Zeitalter der Gegenreformation: Paragone und Aemulatio

– wechselseitige kulturelle Transferlinien: Fürstenresidenz (z.B. München) – Reichsstadt (z.B. Augsburg) – Kaiserresidenz (Wien, Prag)
– Kalkulierter Kulturtransfer zwischen katholischem Süden und protestantischem Norden: u.a. Philipp II. von Pommern-Stettin als Rezipient
– Wahrnehmung von konfessionalisierter katholischer Hofkultur durch protestantische Rezipienten (und umgekehrt): u.a. Reliquien (inkl. Handel), Stellung der Jesuiten

Der Dreißigjährige Krieg

– das ‚Ende einer Epoche‘: die Wahrnehmung von Kriegsauswirkungen
– die Auswirkungen auf die höfische materielle Repräsentationskultur

 

Wir bitten um Vorschläge zu Vorträgen von einer Länge von 25–30 Minuten. Bitte senden Sie ein Abstract (2000–2500 Zeichen) und ein kurzes CV an: mwenzel@hab.de

Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.

Eingabeschluss: 26. Mai 2019

Kontakt

Michael Wenzel

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel

Tel./phone 05331-808125

Email: mwenzel@hab.de

Ekphrasis and Court – Court culture and the travelogue in the age of confessionalization

Conference and workshop of the DFG Long-Term Project “Annotated digital edition of Philipp Hainhofer’s (1578–1647) travel and collection accounts” (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel and Social History of the Artist Research Centre Trier) in cooperation with the Zentralinstitut für Kunstgeschichte Munich.

Munich, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 20th–22nd March 2020

In mid-2020, the Long-Term Project “Annotated digital edition of Philipp Hainhofer’s (1578–1647) travel and collection accounts” will have published all his travel accounts concerning Munich. A congress, marking this milestone, is planned to be held “on the spot” in Munich in March 2020 with the aim to focus on the edition’s issues of research and at the same time to broaden the geographical range.

  The Augsburg art agent and diplomat Philipp Hainhofer visited the Bavarian capital seven times between 1603 and 1636. Apart from the two rather delicate diplomatic missions in 1629 and 1631 all stays are well documented. Hainhofer’s itineraries are excellent sources for art historical and historical research particularly with regard to the urban pattern of Munich in the early 17th century. He delivers a complex picture of the princely capital in the forefront of the Thirty Years’ War and in a denominational context.

  The project envisages a one-day workshop and a subsequent colloquium of one and a half days. The workshop initiating the conference program will address questions that are focused on Munich around 1600 and Hainhofer’s travel accounts. During the colloquium we wish to address a wide reach of topics. A particular focus is laid on comparative aspects between the courts of the Holy Roman Empire.

  We welcome proposals on (but not limited to) these topics:

Urbanistics/urban sociology

– court and (civil) city – an area of conflict and convergency
– the architecture and sculpture of the court as means of representation in public

The development of the court: palace, interior/spatial art, production and reception

– interior design, ceremonial and staged accessibility
– by means of religious and/or aesthetic contemplation encoded places of retreat
– organization of artist’s work, the architect as (artistic) director, concepts of authorship
– regarding Munich: e.g., the extension of the Munich Residenz and the princely country estates

Ekphrasis/Descriptio – descriptive culture around 1600

– its place in literary theory
– comparison of different genres of art description
– perception of cities in travelogues around 1600
– Kunstkammer and travelogue: comparative analysis of descriptions of Kunstkammern
– the artist in travelogues
– diplomacy and travelogue: controlling the social perception by princely hosts
– travelogues and graphic art as means of cultural exchange
Confessionalization, rivalry and perception of visual and material court culture
– arts and courts in the age of counter-reformation: Paragone and aemulatio
– mutual cultural transfer: ducal residence (e.g. Munich) – free imperial city (e.g. Augsburg) – imperial residence (Vienna, Prague)
– prearranged cultural transfer between the Catholic south and Protestant north (e.g. Philipp II of Pomerania-Stettin as recipient)
– perception of confessionalized courtly culture by Protestant recipients: such as relics (and the trading with) or the reputation of the Jesuits

The Thirty Years’ War and the ‘end of an era’

– perceptions of the aftermath of war
– its implications for the postwar material court culture

 

Contributions should not exceed 25–30 minutes. Please send abstracts (2000–2500 characters max), including a short bio, by 26 May 2019 to mwenzel@hab.de

A publication of the papers is intended.

Kontakt

Michael Wenzel

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel

Tel./phone 05331-808125

Email: mwenzel@hab.de