Luise Schaefer M.A.

Ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt Edition der Zunftordnungen für Maler bis um 1800 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Tacke

 

 

 

 

Biographisches

Geboren 1987 in Schwäbisch Gmünd; Studium der Mittelalterlichen Geschichte, Sprache und Literatur des Mittelalters sowie Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München; 2013 Magister Artium, Thema der Abschlussarbeit: „Die Zunft- und Handwerksordnungen im spätmittelalterlichen Nördlingen (1349–1522)“; 2013-2014 wissenschaftliche Hilfskraft an der Technischen Universität München, Alumni & Career Service; seit Februar 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Malerhandwerksordnungen“ an der Universität Trier.

Dissertationsvorhaben (betreut von PD Dr. Jörg Schwarz (München), Prof. Dr. Sabine von Heusinger (Köln))

Südwestdeutsche Zünfte.

Entstehung und Entwicklung des spätmittelalterlichen Zunftwesens anhand der Reichsstädte Nördlingen, Schwäbisch Gmünd und Esslingen a.N. 

(Arbeitstitel)

 

Ursachen und Voraussetzungen für die Entstehung der Zünfte und ihre Beteiligung an der Stadtherrschaft sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Entwicklung stehen im Mittelpunkt der Untersuchung südwestdeutscher Reichsstädte. Im Spätmittelalter (ca. 1250 bis 1550) erlangten viele Städte ihren Status als Reichsstadt, bildeten sich die Zünfte als Organisationen innerhalb der Stadt heraus und Zunftverfassungen wurden zunehmend Grundlage der Stadtverwaltungen. Die Zünfte bildeten einen wesentlichen Bestandteil einer mittelalterlichen Stadt: fast alle Gewerbetreibenden (auch Frauen) und damit ein Großteil der in der Stadt lebenden Menschen waren in Zünften organisiert. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts setzte sich – vor allem im Südwesten – eine Zunftverfassung als grundlegende Ordnung der städtischen Organisation durch, ihre Ausgestaltung und der Einfluss der Zünfte waren jedoch von Stadt zu Stadt verschieden.

Das Ziel des Dissertationsprojekts ist es, Gründe für diese Unterschiede herauszuarbeiten und anhand der Städte (Nördlingen, Schwäbisch Gmünd und Esslingen a. N.) eventuelle Muster in der Entwicklung des Zunftwesens und der Stadtverfassungen zu erkennen. Durch die umfassende Auswertung verschiedener Quellen (Urkunden, Zunft- und Handwerksordnungen, Ratsprotokolle, Steuerlisten, Bürger- und Eidbücher, Chroniken) lässt sich ein breites Spektrum des zünftischen Lebens in der Stadt abbilden und mit anderen Städten in Vergleich setzen. Dabei spielt auch die Zeit vor den Zünften eine wichtige Rolle, um deren Gründung kontextualisieren zu können. Das Dissertationsthema entstand aus der Magisterarbeit zu den Nördlinger Zünften. Da in erster Linie Studien zu den großen Städten des Mittelalters vorliegen, fehlten bei der Interpretation der Ergebnisse entsprechende Vergleichsmöglichkeiten. An dieser Forschungslücke setzt das Projekt an.

Magisterarbeit

Die Zunft- und Handwerksordnungen

im spätmittelalterlichen Nördlingen (1349–1522)

 

Der Schwerpunkt der Magisterarbeit lag bei der Auswertung der Quellen zur Zunftgeschichte im Nördlinger Stadtarchiv. Anhand der untersuchten Ordnungen konnte ein Überblick über das Nördlinger Zunftwesen geschaffen werden. Durch die Unterteilung der Quellen wurde gezeigt, dass die Handwerksordnungen besonders Regeln zur Ordnung des Marktes und der Produktion enthalten, die Zunftordnungen dagegen in erster Linie die Wahlen und den Zugang zur Zunft regeln. Ob es vor den ersten erhaltenen Zunftbriefen Zusammenschlüsse oder Bruderschaften der Handwerker gab, ist fraglich; die Zünfte wurden als politische Zünfte jedenfalls 1349 neu gegründet und formal gleichberechtigt zum Alten Rat am Stadtregiment beteiligt. Sie waren in erster Linie politisch-rechtliche Einheiten innerhalb der Gemeinde, um die Wahl der Ratsherren überschaubar und einheitlich zu gestalten. Neben dieser politischen Prägung der Zunft als Organisationsform übernahmen die Zünfte einen großen Teil der Marktorganisation der Stadt und die Überwachung der Produktion und der Produkte ihrer Mitglieder. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts erlangte der Rat immer mehr Einfluss und Kontrolle über die Zünfte und die Zunftgebühren und Strafen stiegen an. Die Verhältnisse und Entwicklungen in Nördlingen sind – abgesehen von einigen Besonderheiten – geradezu  beipielhaft.