Dr. Stefan Heinz M.A.
Schwerpunkte in Forschung und Lehre
- Architektur des 20. Jahrhunderts
- Kunst- und Kunstgeschichte während des Nationalsozialismus
- Der Mittelrhein als Kunstlandschaft
- Skulptur der Spätgotik und nordalpinen Frührenaissance
- Altdeutsche Kunst
- Grabdenkmäler als historische Medien
- Brunnen als öffentliche Denkmäler der Frühen Neuzeit
- Geistliche Fürsten als Auftraggeber
Biographisches
Studium an der Universität Trier, zunächst Germanistik und Philosophie, dann Kunstgeschichte und Geschichte. Abschluss des Studiums 2002 mit der Magisterarbeit „O BEDENCK DAS END – Studien zum Mainzer Marktbrunnen“ (Betreuer: Prof. Dr. Bernd Nicolai/ PD Dr. Wolfgang Schmid). Anschließend Tätigkeit im Marketing und Vertrieb sowie (ab 2008) in der universitären Lehre. Berufsbegleitend Promotion (Betreuer: Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke/ Prof. Dr. Wolfgang Schmid) zur Sepulkralplastik der Frühen Neuzeit. Abschluss des Promotionsvorhabens 2013 mit Einreichen der Dissertation „Richard von Greiffenklau und sein Grabmal – Studien zu einem geistlichen Kurfürsten an der Wende zur Neuzeit“. Seither Vorbereitung eines Habilitations-/PostDoc-Projektes zu Architektur und Städtebau während des Nationalsozialismus.
Habilitationsvorhaben
Karrierebrüche: Architekten und Stadtplaner zwischen 1920 und 1950,
das Beispiel Hubert Ritter.
Der in der architekturhistorischen Forschung bislang kaum ausführlich behandelte Hubert Ritter (1886-1967) ist zu Unrecht von der Kunstgeschichte weitgehend ignoriert worden. Dabei spiegeln sich in seinem Schaffen geradezu sinnbildlich die verschiedenen Strömungen in der Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts wider. Einen Schwerpunkt innerhalb des Projektes bilden seine Pläne für die Umgestaltung der beiden Städte Luxemburg und Krakau während der deutschen Besatzung im Kontext der nationalsozialistischen Stadtplanungs-Politik. Des Weiteren soll Ritter als symptomatisches Fallbeispiel für jene Generation von Architekten charakterisiert werden, die in der Kaiserzeit ihre Ausbildung erhielten, in der Weimarer Republik tätig waren, einen – wie auch immer gearteten – Umgang mit dem nationalsozialistischen Regime suchten und schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin als Architekten tätig waren.
Promotion (bei Prof. Dr. Dr. Tacke)
Richard von Greiffenklau und sein Grabmal –
Studien zu einem geistlichen Kurfürsten an der Wende zur Neuzeit
Gattungsspezifischer Untersuchungsschwerpunkt ist die Grabmal-Skulptur des beginnenden 16. Jahrhunderts. Im Fokus steht Richard von Greiffenklau, der 1511 bis 1531 regierende Erzbischof von Trier. Da es bislang an einer Biographie dieses bedeutenden Reichsfürsten der Reformationszeit mangelte, schließt die Arbeit zunächst dieses Desiderat, indem die wichtigsten Stationen seiner Karriere ausführlich behandelt werden.
Im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen (u.a. Albrecht von Brandenburg) ist die Bedeutung Richards von Greiffenklau als Auftraggeber von Kunstwerken entsprechend wenig bekannt gewesen. Im Zentrum der Arbeit steht das 1525 von ihm – zu Lebzeiten und auf dem Zenit seiner Macht – im Trierer Dom errichtete Grabdenkmal, welches ein hochtalentierter, jedoch unbekannter Bildhauer schuf. Da zur gleichen Zeit im Erzbistum Trier eine Bildhauerwerkstatt tätig ist, die unter dem Namen „Jakob Kerre“ firmiert, werden Objekte dieser Werkstatt stilkritisch auf ihr Verhältnis zum Grabdenkmal Erzbischof Richards hin überprüft. Neben den Epitaphien für den Kanoniker Otto von Breitbach und Erzbischof Jakob von Baden (Richards Vorgänger) zählen hierzu die sogenannte Schonangel-Madonna von Oberwesel, ein Leuchterengel aus Karden (heute LVR-LandesMuseum Bonn), der Hochaltar von Niederwerth sowie kleinere Objekte unterschiedlicher Provenienz. Die typologischen und medialen Neuerungen der Kunstwerke werden dabei nicht nur unter den Schlagworten „Memoria“ und „Repräsentation“ analysiert, sondern zugleich in stilkritische Analysen eingebunden.
Die kennerschaftliche Untersuchung dient dazu, das Grabdenkmal Richards von Greiffenklau genauer verorten zu können. Das 1525 errichtete Monument zählt zu den bemerkenswertesten Kunstwerken der deutschen Renaissance. Es erfüllte nicht nur memoriale und repräsentativen Aufgaben, sondern war als Kreuzaltar eng in die Liturgie der Hohen Domkirche eingebunden. In der Arbeit wird dieses Denkmal zunächst hinsichtlich seiner ikonographischen und bildwissenschaftlichen Aussagekraft untersucht. Das am Patrozinium des Altares ausgerichtete Bildprogramm der Kreuzigung Christi, in das der Stifter als lebensgroße Figur inmitten von Heiligen der Trierer Bistumstradition integriert wird, ist dabei von übergeordnetem Interesse. Gleichermaßen wird auf die Architektur des Denkmals, sein ornamentales Relief-Dekorum sowie zwei Bildnismedaillons eingegangen, die allesamt eine entscheidende – und in der bisherigen Forschung vollkommen ignorierte – Rolle im Kulturtransfer norditalienischer Formensprache in den Raum nördlich der Alpen einnehmen. Gemeinsam mit den vorangestellten stilkritischen Überlegungen kann erstmals auch abschließend die Bildhauerfrage des Denkmals ausführlich diskutiert werden.
Da dieses Grabdenkmal trotz seiner außergewöhnlichen Qualität eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die Kunstpatronage des Trierer Erzbischofs darstellt, wird abschließend die Kunstförderung Richards von Greiffenklau allgemein auf den Prüfstand gestellt, um die Möglichkeiten eines geistlichen Mäzenatentums in der Frühen Neuzeit genauer eruieren zu können. Dabei zeigt sich, dass die Ambitionen des Trierer Kurfürsten abseits des Grabmals zwar überschaubar bleiben, wenngleich sie sich dennoch – dies geschieht hier erstmals – nachweisen lassen. Während die Förderung einzelner Baumaßnahmen aufgrund fehlender schriftlicher Quellen kaum gewährleistet ist, lag ihm offensichtlich besonders der Festungsbau am Herzen. Der Ausbau der Koblenzer Residenz auf dem Ehrenbreitstein und der Guss der Prunkkanone Vogel Greif können dazu als Beleg angeführt werden. Auch den überlieferten Bildern des Kurfürsten wird in verschiedenen Medien, von der Medaille bis zum gemalten Bildnis, nachgespürt.
Die Dissertation behandelt somit als Fallbeispiel ein bisher wenig untersuchtes Feld, die Patronage geistlicher Fürsten. Methodisch stehen – neben der für die Untersuchung unerlässlichen kennerschaftlichen Stilanalyse – bildwissenschaftliche, medienhistorische und ikonographische Fragestellungen im Vordergrund, um das Profil der Trierer Auftraggeber-Persönlichkeit entsprechend schärfen zu können. Als Epilog wird die Bedeutung des Kurfürsten in der Kunst des 19. Jahrhunderts angesprochen, wo Richard von Greiffenklau entweder als Widersacher das Reichsritters Franz von Sickingen oder als Verhandlungsführer gegen Luther, von der Historienmalerei und dem historischen Roman instrumentalisiert wird.
Magisterarbeit
O Bedenck das End – Studien zum Mainzer Marktbrunnen
Im Jahre 1526 ließ Kardinal Albrecht von Brandenburg auf dem Marktplatz von Mainz den verfallenen Brunnen durch einen Neubau ersetzen. Der neue Marktbrunnen ist mit einem reichhaltigen ornamentalen wie emblematischen Programm versehen. Es verwendet eine Symbolsprache, die Vanitasmotive (wie ein Täfelchen mit der Beischrift O BEDENCK DAS END) sowie die Aufforderung zur Tugendliebe kolportiert.
Die Analyse verfolgte einen interdisziplinären Ansatz zwischen Kunst- und Landesgeschichte und stellte heraus, dass der Marktbrunnen ursprünglich nicht nur der Wasserversorgung diente, sondern in ein städtebauliches Konzept eingebunden war, welches die Neupflasterung des Marktplatzes einschloss. Als Denkmal erinnert das Monument an den Sieg über die aufrührerischen Bauern. Auch wenn die Zuschreibung an den Nürnberger Peter Flötner sich als nicht haltbar erweist und ein regionales Atelier – vielleicht das des Peter Schro – wahrscheinlicher ist, formuliert die Architektur des Brunnens als dreiseitige Baldachinform ein hohes Anspruchsniveau mit mannigfaltigen ikonographischen Anspielungen. Mit den drei Bischöfen in der Bekrönung wird der Brunnen zu einem Sinnbild für die funktionierende politische Ordnung an deren Spitze der Erzbischof Albrecht von Brandenburg steht. Darüber hinaus übernimmt der Marktbrunnen memoriale Ersatzfunktionen für ein Grabdenkmal des Erzbischofs, welches ursprünglich nicht in Mainz zur Aufstellung kommen sollte.