Johannes Schwabe M.A.

 

Doktorand bei Prof. Dr. Dr. Tacke

 

E-Mail: johannes_schwabe@web.de

Forschungsinteressen

 

Hof- und Residenzkultur der Frühen Neuzeit

Künstlerwerkstätten und Handwerksgeschichte des Künstlerberufs

Tapisserie und Tapisseriekartons

Material Culture

3D-Rekonstruktion und virtuelle Visualisierung

 

Biographisches

 

2006–2011 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Leipzig und an der Université Paris-Sorbonne (Paris IV); M.A. mit Arbeit mit dem Titel „Imitatio auctorum. Künstlerische Arbeitstechniken und die Konstruktion kollektiver Identitäten – am Beispiel von Henri Testelin (1616–1695)“. Seit 2015 Promotionsstudium im Fach Kunstgeschichte an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne unter der Leitung von Prof. Dr. Étienne Jollet sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Michaela Marek. Seit 2015 Mitglied des internationalen Forschungsprojekts „L’histoire du Garde-Meuble en Europe“, organisiert durch den Mobilier National, Paris. Betreuungswechsel aufgrund des Todes von Prof. Dr. Michaela Marek im Jahr 2018 zu Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke an der Universität Trier. Arbeitstitel der Dissertation: „‚Besonderen Ruhm erwirbt er durch die Beschäftigung zahlreicher Mitarbeiter...‘. Ausstattung, Sozialstruktur und Bildproduktion von Charles Le Bruns Malerwerkstatt: ein sozialgeschichtlicher Ansatz auf Basis des Werkstattinventars aus dem Jahr 1690“.

Dissertationsvorhaben (betreut von Prof. Dr. Dr. Tacke)

 

„Besonderen Ruhm erwirbt er durch die Beschäftigung zahlreicher Mitarbeiter…“. Ausstattung, Sozialstruktur und Bildproduktion von Charles Le Bruns Malerwerkstatt: ein sozialgeschichtlicher Ansatz auf Basis des Werkstattinventars aus dem Jahr 1690.

(Arbeitstitel; zuvor betreut von Prof. Dr. Michaela Marek †)

Die in der kunsthistorischen Forschung lange vorherrschende Präferenz für geistes- und ideengeschichtliche Ansätze lässt leicht vergessen, dass die sozialhistorische Realität des Malerberufs in der Frühen Neuzeit in der Regel weder dem Idealbild des ‚pictor doctus‘ der Kunstakademien noch des ‚Geniekünstlers‘ des 19. Jahrhunderts entsprach, sondern in Malerwerkstätten organisiert und durch arbeitsteilige Produktion, handwerkliche Routinen und manuelle Tätigkeit charakterisiert war. Der methodische Zugriff auf dieses Untersuchungsgebiet stellt dabei jedoch vor erhebliche Schwierigkeiten.

Anknüpfend an die unter anderem an der Universität Trier unter dem Schlagwort der ‚Künstlersozialgeschichte‘ erarbeiteten Ansätze stellt sich das Dissertationsprojekt die Aufgabe, eine einzelne besonders gut dokumentierte Malerwerkstatt des 17. Jahrhunderts in ihrer Gesamtheit in den Blick zu nehmen und das Zusammenspiel ihrer verschiedenen Organisationsebenen herauszuarbeiten: von ihrer materiellen Ausstattung über die Sozialstruktur, Arbeitsteilung, Produktionsabläufe, Auftragsabwicklung, bis hin zur Ebene der Bildsprache und des Werkstattstils.

 

Ausgangspunkt und Materialbasis der Studie stellt ein detailliertes Inventar der seit 1662 auf dem Gelände der königlichen Möbelmanufaktur in Paris angesiedelten Malerwerkstatt Charles Le Bruns dar, welches im Jahr 1690 für den internen Gebrauch der Hofverwaltung angefertigt worden ist. Nicht nur enthält es detaillierte Angaben bezüglich der Identität und Aufgaben der ausführenden Werkstattmitarbeiter, sondern es erlaubt auch eine eindeutige Identifizierung der in den Werkstatträumen befindlichen Objekte. In methodischer Hinsicht kann damit der textbasierten Quellenanalyse eine objektbasierte Werkanalyse gleichrangig an die Seite gestellt werden. Die Studie geht dabei in drei Schritten vor:

(1) In einem ersten Schritt wird das Inventar vorgestellt, seine Struktur untersucht und die aufgelisteten Objekte, insofern erhalten, identifiziert. Es ergibt sich zunächst ein Überblick über die ‚materielle Kultur‘ der Werkstatt im Jahr 1690.

(2) In einem zweiten Schritt werden die Objekte miteinander in Beziehung gesetzt. Dazu werden in Form exemplarischer Fallstudien einige besonders gut dokumentierte Projekte herausgegriffen und vom ersten Entwurf bis zum Endprodukt in den verschiedenen Stadien ihrer Ausarbeitung nachverfolgt, nämlich mehrere Tapisseriekartons, Herrscherporträts sowie Einsatz- bzw. Deckengemälde. Insgesamt ergibt sich ein detailliertes Bild der Funktionsweise der Le-Brun-Werkstatt: ihrer Ausstattung (Räumlichkeiten, Arbeitswerkzeuge, Vorlagensammlung), ihres Sozialgefüges (Mitarbeiter, interne Hierarchie) und ihrer Kommunikationsstrukturen (Auftragsvergabe, Austausch mit der Hofverwaltung).

(3) In einem dritten Schritt werden die herausgearbeiteten (räumlichen, materiellen, personalen, kommunikativen) Organisationsebenen vor dem Hintergrund systemtheoretischer Modelle wieder zusammengeführt. Als Vergleichs- bzw. Bezugspunkte dienen dabei unter anderem die Raffael- und die Rubenswerkstatt.

 

Gerahmt wird die Arbeit von einer Thematisierung der Gründe für die eigentümliche ‚Sprachlosigkeit‘ der zeitgenössischen Schriftquellen bezüglich des untersuchten Gegenstandes – ein Umstand der sich durch einen Blick auf die zur gleichen Zeit aktive Pariser Académie royale de peinture et de sculpture untersuchen lässt, in welcher einige der Mitarbeiter der Le-Brun-Werkstatt ebenfalls Mitglied gewesen sind. Insbesondere der in dieser Studie verfolgte objektbasierte Ansatz erlaubt es, die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Arbeitspraxis und dem schriftlichen Diskurs herauszuarbeiten und die zugrundeliegenden Diskursregeln sichtbar zu machen.

Publikationen

 

Schwabe, Johannes: Aux pieds du roi. Une série de copies d’après un tableau d’Henri Testelin sous l’angle de la théorie de la réception, in: Cousinié, Frédéric [Hrsg.]: Du Corpus à l’exégèse. Interpréter la peinture du XVIIe siècle en France. Rouen 2019 [in Vorbereitung, erscheint 2019].

 

Schwabe, Johannes: ‚Besonderen Ruhm erwirbt er durch die Beschäftigung zahlreicher Mitarbeiter …‘. Ausstattung, Sozialstruktur und Bildproduktion von Charles Le Bruns Malerwerkstatt: ein sozialgeschichtlicher Ansatz auf Basis des Werkstattinventars aus dem Jahr 1690, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge: Stadt und Hof 7 (2018), S. 93–104.

 

Öffentliche Vorträge

 

22. März 2018: Du champ de bataille au métier à tisser. La tapisserie du siège de Tournai par Louis XIV, Tournai, TAMAT - Centre de la Tapisserie, des Arts Muraux et des Arts du Tissu, Abendvortrag.

 

25. Oktober 2017: ‚Monsieur Couture est menacé de plaire à tout le monde…‘. Thomas Couture et sa stratégie de la conquête du Salon de 1847, Paris, Mairie du 11e arrondissement, Symposium „L'invention de la Bohème, des Lumières à Mai ‘68“.

 

12. Oktober 2017: L'image et son lieu. Le portrait d’État et ses lieux d’accrochage au XVIIe siècle sous l’angle de l’esthétique de la réception, Paris, Institut national d’histoire de l’art, Internationale Tagung „Le fond comme catégorie esthétique“.

 

08. Juni 2017: Vom Schlachtfeld auf den Webstuhl. Zum Verhältnis von Malerei und Tapisserie im 17. Jahrhundert anhand des Tapisseriekartons der Belagerung von Dole (1667), Bern, Universität Bern und Abegg-Stiftung, „7. Berner Forschungscamp zu den angewandten Künsten“.

 

09. März 2017: ‚Faute d’une langue universelle…‘. Un manifeste peint de l’Académie royale de peinture et de sculpture au XVIIe siècle, Paris, Institut national d’histoire de l’art, Vortragsreihe „L’Œuvre à l’épreuve du texte“.

 

09. Juni 2016: De la carte militaire au tableau d’histoire. Le Siège de Montmédy peint par Simon Laminois en 1663, Paris, Institut National d’histoire de l’art, Internationale Tagung „Allégorie et topographie à l’époque moderne, XVIe-XVIIIe siècle“.