Dr. des. Hannah Völker M A

 

Von 05/2018 bis 12/2019

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Assistenz von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Lehrstuhl Kunstgeschichte)

 

Modulbeauftragte für das Modul „Gattungs- und epochenübergreifendes Arbeiten“ (bis 12/ 2019)

 

Doktorandin bei Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke

 

 

Bei Bedarf kann der Kontakt über Frau Ilg hergestellt werden.

Biographisches

Studium der Fächer Kunstgeschichte und English Language and Literature an der Universität Trier 2009–2016 zunächst mit dem Bachelor of Arts, dann mit dem Master of Arts im Kernfach Kunstgeschichte abgeschlossen. Zwischenzeitig absolvierte Praktika im In- und Ausland (u.a. am Kunsthistorischen Institut/ Max-Planck-Gesellschaft in Florenz, im Amt für Kirchliche Denkmalpflege/ Bistum Trier und im Landesdenkmalamt des Saarlandes) sowie Teilnahme an Studienkursen (›Bauen in Venedig 1400–1600‹, Deutsches Studienzentrum in Venedig, 2015; ›Gestern Industrie, heute Denkmal – Was nun?‹, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, 2015). Deutschlandstipendiatin 2014/15 und 2015/16. Mehrjährige Mitarbeit als wissenschaftliche Hilfskraft im Medienzentrum des Faches Kunstgeschichte der Universität Trier und anschließend in den Drittmittel-Forschungsprojekten artifex (ERC) und Glasmaler (DFG) unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke. Parallel dazu hochschulpolitisches Engagement sowie u.a. Konzeption und Realisation des 88. Kunsthistorischen Studierendenkongress in Trier. Kurzfristige Anstellung als wissenschaftliche Assistentin im Amt für Kirchliche Denkmalpflege/ Bistum Trier im Sommer 2016. (Ehem.) Mitarbeit in folgenden Projekten unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke: Wiss. Hilfskraft im ERC-Projekt artifex; Wiss. Hilfskraft, später Wiss. Mitarbeiterin im DFG-Projekt Glasmaler, danach (bis Ende April 2018) im Projekt Künstlerfeste. Parallel seit Ende 2016 Recherchen für ein Dissertationsprojekt im Bereich moderner Architektur der Zwischenkriegszeit, betreut durch Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke. Unvergüteter Lehrauftrag für April 2018, seit 1.05.2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte als Assistentin von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke.

Forschungsschwerpunkte

 

  • Kunst und Architektur der Moderne
  • Architekturtheorie und -geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts
  • Sakralarchitektur im Wandel der Zeit und am Wendepunkt zur Moderne
  • Bruno Taut und die Siedlungsarchitektur der zwanziger Jahre im Spiegel der Gläsernen Kette
  • Kunstgewerbebewegung seit 1851
  • Kunst und Architektur der italienischen Renaissance

 

Promotionsvorhaben (betreut durch Prof. Dr. Dr. Tacke)

 

Ohne einen Glaspalast ist das Leben eine Last

 

Eine Studie zur Vereinbarkeit von Utopie und Baupraxis bei Bruno Taut

(Arbeitstitel)

 

Gegenstand des Dissertationsprojekts ist der generationenübergreifende, vielseitige Diskurs zum Werk des Architekten Bruno Taut, der um eine weitere Facette ergänzt werden soll: Hauptanliegen ist dabei die inhaltliche Verbindung von Theorie und Praxis mit der Frage, inwieweit seine utopischen Städtebau- und Architekturvisionen zur Umsetzung kamen. Dreh- und Angelpunkt dieser Überlegungen ist das Material Glas.

Neben seiner Tätigkeit im Wohnungsbau der Vor- und Nachkriegszeit, hat Taut rege publiziert und den öffentlichen Architekturdiskurs – v.a. in der Weimarer Zeit – entscheidend mitgeprägt. Er verfasste nicht nur über 20 Einzelveröffentlichungen, sondern auch etwa 300 Aufsätze, Kommentare und Artikel für verschiedene Zeitungen, Bücher und Zeitschriften, gab kurzzeitig sogar eine eigene Zeitschrift heraus. Dabei nimmt das Thema Glas stets eine besondere Rolle in seiner Gedankenwelt ein. Als Material faszinierend, symbolisch aufgeladen, einerseits Grundlage der Glasutopien andererseits handfester Baustoff im Wohnungsbau, vermag das Glas in sich die zwei Tautschen Welten zu einen: jene der Theorie und der Praxis. In beiden ist es nicht nur präsent, sondern dominant, denn „ohne einen Glaspalast ist das Leben eine Last“, wie der befreundete Glasutopist Paul Scheerbart 1914 dichtete. Kurz und knapp bringt dieser damit nicht nur eine Vorliebe für das ›neu‹ entdeckte Material Glas und seine symbolische, metaphysische Bedeutungsebene zum Ausdruck, sondern umreißt auch eine Leitidee, die Bruno Tauts Werk prägt. Seit den frühen Anfängen geht es ihm um Transparenz, einfallendes, reflektierendes und nach außen leuchtendes Licht in allen Farben des Kosmos, und die somit gelingende wechselseitige Einbeziehung von Natur in den Innenraum und umgekehrt, gleichzeitig aber auch die lichtdurchlässige, transluzente Abgrenzung von außen und innen als Alternative zur gemauerten Wand. Basierend auf drei signifikanten Werketappen – angefangen beim Glashaus der Kölner Werkbundausstellung, hin zu den Glasutopien der Kriegs- und Revolutionszeit und schlussendlich zum Siedlungsbau der 20er Jahre – werden seine Bauten und Schriften zum Thema Glas befragt.

 

Die Forschungsarbeit basiert u.a. auf Thesen, die im Zuge der schriftlichen Abschlussarbeit zur Erlangung des Grades Master of Arts erarbeitet wurden (s.u.).

Masterarbeit

 

„Weltglanzgrüsse“: Die Künstler- und Architektenvereinigung ‚Die Gläserne Kette‘ und ihr Initiator Bruno Taut

(Mai 2016)

 

Die Gläserne Kette, ein brieflicher Austausch ‚imaginärer Architekten’ im Zeichen eines phantastischen architektonischen Expressionismus, bildete 1919/20 eine kurze, aber radikal vom traditionellen Architekturkanon abweichende Zwischenepisode der modernen Architekturgeschichte. Die nichtrealisierte Architektur der Gruppe gilt als Phänomen, das mit seiner Formensprache und der überhöhten sozialutopischen Ideologie die künstlerische Freiheit, die 1918 auf den Niedergang des Deutschen Kaiserreichs gefolgt war, vollends auskostete und damit der grundlegenden Neuorientierung diente. In Bild und Schrift gaben sich die Mitglieder der Gruppierung bewusst der Unmöglichkeit einer unrealisierbaren Architektur hin. Mit dem Fokus auf Bruno Taut (1880–1938) als Initiator und Protagonist der Gläsernen Kette, setzt sich die Arbeit unter Berücksichtigung sozialgeschichtlicher und architekturtheoretischer Aspekte mit der – bislang oft verkannten – architekturgeschichtlichen Bedeutung dieser Architekturepisode des phantastischen Expressionismus auseinander.

Dabei wird aufgezeigt, dass Tauts Schaffen als imaginärer Architekt auf das Ideal einer universalen kristallinen Glasarchitektur abzielte, das eng mit den sozialutopischen Hoffnungen der politischen Revolution 1918, sowie der daran anknüpfenden Idee einer Revolution im Geiste, verknüpft war. Sein Ziel war es, durch losgelöste Gedankenexperimente zu einer Ursprünglichkeit zurückzukehren, einer Tabula rasa, die zu neuer Klarheit führen sollte. Entsprechend war die Triebkraft der Phantasie auf die weiteste Dehnbarkeit des Architekturbegriffs gerichtet: „– ihr seht es: das Wunderreich der Phantasie. Ja --- seht ihr? Das könnten Menschen alles bauen, wenn sie nur wollten. Aber zuerst müßt ihr doch wollen, ihr, die Erbauer!“ Es wird herausgestellt, dass Taut sowohl alleine als auch innerhalb der Gläsernen Kette in mannigfaltigen Schriften grundlegende Überlegungen gemeinschaftlichen Zusammenlebens anstellte, die nicht nur das Selbstverständnis der Avantgarde-Architekten, sondern auch das allgemeine Verständnis des gesellschaftlichen Potentials von Architektur prägten. Was sich zunächst in der Feindschaft gegenüber allem Dagewesenen, in Nihilismus, primitivistischer Ursprungsbesinnung und Utopie als Experimentierfeld manifestierte, diente ihm eigentlich dazu, den Horizont zu weiten und damit die Aufnahmebereitschaft für eine neue Baukunst zu schaffen. Vor diesem Hintergrund, so das Resümee der Arbeit, kann die formale Reduktion des funktionalistischen Neuen Bauens der zwanziger Jahre als logische Konsequenz des Nihilismus der ‚imaginären Architektur‘ gelten; die ungezügelte Experimentierfreudigkeit der Nachkriegszeit wurde zur Weichenstellung für das Kommende und nicht zuletzt auch zur Grundlage zeitgenössischer Architektur.

(Taut, Bruno: Ex Oriente Lux. Ein Aufruf an die Architekten. In: Kaiser, Hans [Hg.]: Das Hohe Ufer, 1 (Januar 1919), 15–18, hier: 16.)

Bachelorarbeit

 

Ernst Ludwig Kirchner in Darstellungen – Selbstbildnisse des Künstlers zwischen Inszenierung und Reflexion

(März 2013)

 

Die enorme Anstrengung, mit welcher Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) zeitlebens versuchte sein Leben und Œuvre zu inszenieren und zu mystifizieren, ist u.a. aus erhaltenen Schriftquellen des Malers, Graphikers und Bildhauers ersichtlich. Diese Selbstzeugnisse, aufs engste verflochten mit avantgardistischen Geistesströmungen des frühen 20. Jahrhunderts, geben Einblick in das vielschichtige und komplexe Selbstverständnis des Künstlers, das in seinen Selbstbildnissen kulminiert. Sowohl innerhalb seiner Bildwerke als auch in seinen Texten tritt Kirchner in verschiedensten Rollen und Kontexten auf und evoziert bewusst ein spezifisches Bild seiner betont unkonventionellen Künstleridentität. Dem Moment der individuellen Selbstreflexion durch künstlerischen Ausdruck, steht bei ihm ein auf die zeitgenössische Kunstöffentlichkeit gerichtetes Inszenierungsgeschick gegenüber.

Im Zentrum der Arbeit stehen die Strategien der Selbstvermarktung, die sich Kirchner zu eigen machte, um sich einerseits zum genialischen Schöpfer – einem Creator mundi und Innovator der Moderne – zu stilisieren, während er andererseits fast gönnerhaft konstatierte: „Ich finde ja im allgemeinen die Welt interessanter als gerade meinen eigenen Kopf“. Das ungebrochene wissenschaftliche und öffentliche Interesse an seiner Kunst, gerade aber auch an seiner Person, bestätigt – trotz Widersprüchlichkeiten und Inkonsistenz, vielleicht aber auch gerade deswegen – das Gelingen dieses gewagten Inszenierungsversuches.

(Zit. n.: Scotti, Roland: Ernst Ludwig Kirchner, Inszeniertes Selbst. In: Ausst.Kat. Ernst Ludwig Kirchner und die „Brücke“, Selbstbildnisse – Künstlerbildnisse, hg. von Jutta Hülsewig-Johnen. Bielefeld/ Leipzig 2005, 66–75, hier: 66.)

 

Publikationen

Aufsätze

 

2017:

Alfred Gottwald und sein Waderner Kreuzweg: Exkurs in die Kirchenkunst der Moderne. In: Pfarrei Allerheiligen Wadern [Hg.]: 200 Jahre Pfarrkirche Allerheiligen Wadern. Wadern 2017, 83–97.

 

2015:

Neues Bauen am Plateau Kirchberg. Die KPMG Hauptverwaltung von François J. V. Valentiny zwischen Innovation und Tradition. In: Stadtbibliothek Trier und Verein Kurtrierisches Jahrbuch e.V. [Hg.]: Kurtrierisches Jahrbuch, 55 (2015), 333–352.

 

2014:

Unsichtbar hinter dem Vorhang des Welttheaters – Das Heer hinter dem Heer: Frauen in der Kriegszeit. In: Brakensiek, Stephan [Hg.]: Kriegszeit. Kunst im Dienst von Krieg und Propaganda. Ausst. Kat. Trier 2014,181–203.

[Mitarbeit im dazugehörigen Ausstellungsprojekt: ›Kriegszeit – Künstlerflugblätter: Kunst im Dienst von Krieg und Propaganda 1914–1916‹, 19. Oktober–04. Januar 2015, Trier, Thermen am Viehmarkt]

 

Rezensionen

 

Ausstellungsbesprechung: 120 Kleinplastiken. Die Valentiny Foundation im luxemburgischen Remerschen zeigt Skulpturen von Rob Krier und Tapisserien seiner Ehefrau Roswitha Grützke. In: Bauwelt 21.2018, 8f.

 

Lehre

  • SoSe 19: BA-S: 100 Jahre Bauhaus: Von der mittelalterlichen Bauhütte zur Architektur der klassischen Moderne – eine Einführung
  • WiSe18/19: BA-Seminar, Back to the future: Architektonische und städtebauliche Zukunftsvisionen im 20. Jahrhundert
  • SoSe18: BA-Seminar, Zwischen Tradition und Erneuerung – Sakralarchitektur am Schnittpunkt zur Moderne