Wei Zhang M.A.
Stipendien
- Abschlussstipendium des Akademischen Auslandsamts, August 2014 - Januar 2015
- Promotionsstipendium der Dr. Günther Findel-Stiftung zur Förderung der Wissenschaften an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel
- Jahresstipendium des DAAD, 2013/2014
Dissertationsvorhaben (betreut durch Prof. Dr. Dr. Tacke)
Europäisch-chinesicher Kulturtransfer
Der Einfluss Hieronymus Nadals Evangelicae Historiae Imagines (1593/1596) auf die jesuitische
Bildpropaganda der China-Mission im 17. Jahrhundert
Bilder eignen sich oft besser als Worte dazu, Menschen Botschaften zu übermitteln – kulturübergreifend. Diesen Umstand hatten sich bereits die ersten Jesuitenmissionare in China zu Nutzen gemacht. Sie bedienten sich des Bildes zur Unterstützung und Deutung des gesprochenen Wortes, indem Sie nicht nur die mitgebrachten Bildprodukte teilten und verschenkten, sondern auch aktiv an dem Publizieren der mit Bildern versehenen religiösen Bücher in Chinesisch beteiligten. Dabei spielte das mit 153 Kupferstichen illustrierte Evangelienbuch – die Evangelicae Historiae Imagines von Hieronymus Nadal S.J. (Antwerpen 1593/1596) – eine besonders große Rolle. Mit diesen Bildern als Vorlagen hatten die Jesuitenmissionare in Zusammenarbeit mit chinesischen Künstlern und Verlegern einige bebilderte Bücher zur Verbreitung der christlichen Lehre herausgegeben. Die wichtigsten aus dem 17. Jahrhundert davon waren Chengshi moyuan (1605), Song nianzhu guicheng (1619)), Tianzhu jiangsheng chuxiang jingjie (1637) und Jincheng shuxiang (1640)
Die bevorstehende Dissertation unternimmt erstmals den Versuch, durch die Gegenüberstellung der Illustrationen aus den Imagines und aus den oben genannten chinesischen Büchern den Einfluss Nadals Buch auf die Bildpropaganda der Jesuiten für die China-Mission herauszustellen sowie die durch die einheimischen Künstler vorgenommenen Modifikationen am konkreten Beispiel zu veranschaulichen. Die Zeitspanne der Untersuchungsgegenstände wird auf das 17. Jahrhundert eingeschränkt, weil einerseits die Bilderprodukte der Jesuitenmissionare in diesem Jahrhundert am engsten mit dem Nadals Werk zusammenhingen, andererseits gerade in dieser Zeit durch die Jesuitenmission die ersten Begegnungen der europäischen und chinesischen Buchmalerei stattfanden. Aus diesen Gründen lassen sich in diesen Grafiken die inkonsequente Entwicklung der missionarischen Anpassungsbereitschaft gegenüber dem chinesischen Malstil sowie der Umgang der chinesischen Künstler mit der „neuen“ westlichen Malkunst am deutlichsten erkennen.
Die Arbeit stellt von daher einen wichtigen Beitrag zum europäisch-asiatischen Kulturtransfer dar. Nach Homi Bhabhas Hybriditätsbegriff und Steven Greenblatts Konzeption des New Historicism soll das „Wesen“ der Kultur nicht als einheitlich, geschlossen verstanden werden. In dem „Dritten Raum“ einer Kultur, der Raum der Überschneidung, werden die von außen eindrigenden Stoffe mit Ambivalenz und Widersprüche verändert und assimiliert, obwohl die Fremdkörper nicht völlig verschwinden. Das Projekt ist ein hervorragender Beleg dieser These. Die Gegenstände des Kulturtransfers, im Fall der Dissertation die jesuitischen „Propagandablätter“, sind im Zuge der De- und Rekontextualisierung als Träger kultureller Austauschprozesse, interkultureller Wechselwirkungen und diskusiver Prozesse aufzufassen. Durch den Kulturtransfer der jesuitischen Bildpropaganda wird letztlich auch der Andere Blick untersucht und dies an einem konkreten Beispiel.