„Bildende Künstler müssen wohnen wie Könige und Götter“ – Künstlerhäuser im Mittelalter und der Frühen Neuzeit
„Visual artists must live like kings or gods” – artists’ homes in the Middle Ages and the Early Modern Era
Datum, Ort / Date, place: 11.–14. Juni / June 2015, Nürnberg (Germany); Historisches Rathaus (Großer Ratssaal)
Konferenzsprachen / Conference languages: deutsch, englisch
Veranstalter / Organizers: Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Dr. Thomas Schauerte sowie Danica Brenner M.A.
„Bildende Künstler müssen wohnen wie Könige und Götter. Wie wollten sie denn sonst für Könige und Götter bauen und verzieren?“ (Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre II, 8). – Was im übertragenen Sinn auf Goethe selbst zutraf, soll hinsichtlich des Bildenden Künstlers in Europa bis um 1800 aus wechselnder Perspektive hinterfragt werden: Ausnahmekünstler – wie Goethe, aber auch Mantegna, Dürer, Michelangelo, Rubens, Rembrandt oder die Gebrüder Asam – wohnten mitunter geradezu fürstlich, aber inwiefern trifft dies allgemein auf den europäischen Künstler der Vormoderne zu?
“Plastic artists should dwell like kings and gods: how else are they to build for kings and gods?”(trans. Thomas Carlyle; Goethe, Wilhelm Meister’s Journeyman Years II, 8). – What pertained to Goethe in a figurative sense is our question from varying perspectives in respect to the real visual artist in Europe up to 1800: Exceptional artists such as Goethe but also Mantegna, Dürer, Michelangelo, Rubens, Rembrandt or the Asam Brothers sometimes lived almost princely. But does this apply in general to the European artist of the pre-modern era?
Programm
Donnerstag, 11. Juni 2015
18 Uhr: Eröffnung
Grußworte: Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg
Begrüßung: Dr. Thomas Schauerte, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
Vorstellung des Referenten: Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Universität Trier
Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Kurt W. Forster (Yale): Künstler in der Werkstatt – zu Hause – auf der Straße
Empfang der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e. V.
Freitag, 12. Juni 2015
Moderation: Dr. Birgit Ulrike Münch (Trier)
9:00 Dr. Berthold Hub (Wien): Filaretes papierenes „Haus des Architekten“: Ideal und Realität des Architekten im Quattrocento
10:00 Theda Jürjens M.A. (München): Italienische Künstlerhäuser im Cinquecento: zwischen kunsttheoretischen Topoi, handwerklicher Wirklichkeit und der Idee des ‚museo‘
Pause
11:00 Prof. Dr. Roberta Piccinelli (Mantua): Residences and the Artists’ Quarter in Mantua in the Fifteenth and Sixteenth Centuries
Mittagspause
Moderation: Prof. Dr. Ulrich Pfisterer (München)
14:00 Susanne Bartels M.A. (Leiden): The case of Pieter van Laer, a Dutch artist in Rome
15:00 Dr. Laura Bartoni (Rom): Bernini’s neighborhood. Artists’ homes in Seventeenth-century Rome: an analysis of the phenomenon
Pause
16:00 Dr. Justus Lange (Kassel): Künstler-WG versus Familienbetrieb? – Jusepe de Riberas Wohnsituation in Rom und Neapel im Vergleich
17:00 Dr. Mariangela Bruno (Genua): Social and cultural dynamics and working interactions of sculptors “di Natione Lombarda” in Genoa during the 17th and 18th centuries
Pause
19:30 Abendvortrag
Vorstellung der Referentin: apl. Prof. Dr. Dagmar Eichberger (Trier)
Abendvortrag von Dr. Madelon Simons (Amsterdam): Artists and their homes in Amsterdam 1530-1570
Samstag, 13. Juni 2015
Moderation: Dr. Thomas Schauerte (Nürnberg)
9:00 Prof. Dr. Nils Büttner (Stuttgart): „In den Salvatoer“. Das Haus des Malers Hieronymus Bosch
10:00 Dr. Petra Maclot (Antwerpen): Artists’ Houses & Workshops in 16th c. Antwerp: the Cases of Frans & Cornelis Floris
Pause
11:00 Dr. Natasja Peeters (Brüssel): “Our house, in the middle of the street”. Documentary evidence on the house of the Antwerp history painter Frans Francken the Elder (ca. 1541-1616)
12:00 Ben van Beneden M.A. (Antwerpen) und Dr. Barbara Uppenkamp (Kassel): Rubenshaus
Mittagspause
Moderation: Dr. Thomas Eser (Nürnberg)
14:00 Colin Arnaud MA (Berlin): Topographie der Maler und Bildhauer in Straßburg im 15. Jahrhundert
15:00 Danica Brenner M.A. (Darmstadt): 'Ein guter Nachbar ist ein edel Kleinod'. Sozialtopographische Verortung der Augsburger Maler im 15. und 16. Jahrhundert
Pause
16:00 Benno Walde M.A. (Potsdam): Topographische Netzwerke - Albrecht Altdorfers soziales Umfeld
17:00 Radka Tibitanzlová Mgr. (Prag) und Dr. Štěpán Vácha (Prag): Wohnungen, Häuser und Werkstätten der Prager Künstler im 16.–18. Jahrhundert
Pause
19:30 Führung durch das Dürer-Haus für die Referentinnen und Referenten, Dr. Thomas Schauerte (Nürnberg): „Black Box Dürer-Haus. Vom mythographischen Umgang mit der Leere“ (mit anschießendem Umtrunk)
Sonntag, 14. Juni 2015:
Moderation: Prof. Dr. Stephan Hoppe (München)
9:00 Dr. Caroline Blondeau-Morizot (Paris): “À l’écu de verre”, between workshop and home: a glass painter’s house near 1500
10:00 Dr. Susan Tipton (München): Pygmalions Werkstatt: Einblicke in ein Künstlerhaus im Basel der Spätrenaissance
Pause
11:00 Prof. Dr. Hubertus Günther (München): Ein Museum zur Selbstdarstellung. Das Haus des Ulmer Stadtbaumeisters Joseph Furttenbach (1591-1667) in Ulm
12:00 Dr. Thomas Schauerte (Nürnberg): Das Münchener Asam-Haus
13:00 Tagungsende
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Internationale Tagung, Nürnberg 11.–14. Juni 2015
Titel: „Bildende Künstler müssen wohnen wie Könige und Götter“ – Künstlerhäuser im Mittelalter und der Frühen Neuzeit
Datum, Ort: 11.–14. Juni 2015, Nürnberg (Deutschland), Historisches Rathaus (Großer Ratssaal)
Konferenzsprachen: deutsch, englisch
Veranstalter: Dr. Thomas Schauerte, Univ.-Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke
Kontakt / Bewerbungen: Danica Brenner M.A., Universität Trier, TAK – artifex, Im Treff 23, D-54286 Trier; E-Mail: brenner@uni-trier.de
Deadline: 31. August 2014
„Bildende Künstler müssen wohnen wie Könige und Götter. Wie wollten sie denn sonst für Könige und Götter bauen und verzieren?“ (Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre II, 8). – Was im übertragenen Sinn auf Goethe selbst zutraf soll hinsichtlich des Bildenden Künstlers in Europa bis um 1800 aus wechselnder Perspektive hinterfragt werden: Ausnahmekünstler – wie Goethe, aber auch Mantegna, Dürer, Michelangelo, Rubens, Rembrandt oder die Gebrüder Asam – wohnten mitunter geradezu fürstlich, aber trifft das allgemein auf den europäischen Künstler der Vormoderne zu?
Die Tagung nimmt das Künstlerhaus in den Blick und fragt zunächst aus sozialtopographischer Sicht nach seiner Lage. Welche Faktoren beeinflussten diese mit? In Frage kommen beispielsweise die der Nachbarschaft, der räumlichen Nähe zu möglichen Auftraggebern oder repräsentativen Verkaufsorten, wie zentralen Plätzen, prominenten Straßenzügen und bedeutenden Kirchenbauten. Kunst- und kulturhistorisch soll der Architektur und Ausstattung, der Ikonographie und Ikonologie eines Bildprogramms von Künstlerhäusern nachgegangen werden. Schlussendlich soll es auch um eine früh einsetzende Musealisierung bzw. das Künstlerhaus als Ort der Erinnerung in der Zeit vor 1800 gehen und damit diskurs- bzw. rezeptionsgeschichtliche Fragen angesprochen werden.
Ausdrücklich gewünscht sind aber auch Beiträge, die von der Vorstellung des Künstlerhauses à la Goethe abweichen und jene Bildenden Künstler in den Blick nehmen, die zur Miete wohnten oder häufiger den Ort wechselten und schon deshalb kein Eigentum erwarben oder Beiträge zu Künstlern, die beim Auftraggeber unterkamen. Was wissen wir von diesen Künstlerwohnungen, Künstlerhäusern?
Wo und in welchen Städten bildeten sich Künstlerviertel, Künstlerstraßen oder Mietshäuser heraus, die über einen längeren Zeitabschnitt von Künstlern bewohnt wurden?
Wer lebte mit dem Künstler zusammen? Wie waren die Arbeitsräume gelegen? Gab es im Haus, in der Wohnung Verkaufsräume? Wurden diese auch zum Abhalten von Kunstunterricht, wie dem Abhalten von „Academien“ (Joachim von Sandrart) genutzt. Gibt es einen Unterschied zwischen den Künstlern, die zunftgebunden waren und denen, die bei Hofe arbeiteten?
Es sollen Text- und Bildquellen befragt werden, um damit dem zeitgenössischen Verständnis der künstlerischen Selbstinszenierung über das Medium „Künstlerhaus“ auf die Spur zu kommen. Letzteres ist vor allem vor dem Hintergrund der Nobilitierungsstrategien des Bildenden Künstlers in einer Ständegesellschaft zu sehen, in der er dem Handwerk zugeordnet war. Welche Rolle spielten dabei die bisweilen umfangreichen Kunstsammlungen, für die oft eigene Räume gebaut wurden bzw. reserviert waren?
Anhand von Fallstudien, Überblicksdarstellungen und vergleichenden Untersuchungen will sich die Tagung dem Thema aus der Perspektive verschiedener Disziplinen, primär jedoch der Kunst-, Kultur- und Sozialgeschichte, nähern.
Abstracts für bislang unpublizierte Beiträge (max. 2.000 Zeichen incl. Leerzeichen) können in deutscher oder englischer Sprache zusammen mit einem kurzen Lebenslauf und gegebenenfalls einer Auswahl einschlägiger Publikationen bis zum 31. August 2014 gesendet werden an Danica Brenner M.A., Email: brenner@uni-trier.de
Die Veröffentlichung der Beiträge ist in der Reihe „artifex – Quellen und Studien zur Künstlersozialgeschichte“ (Michael Imhof Verlag, Petersberg) für 2016 vorgesehen.
Die Tagung ist eine Kooperation des Albrecht-Dürer-Hauses unter Leitung von Dr. Thomas Schauerte (Museen der Stadt Nürnberg) mit der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte (TAK), vornehmlich des EU-Projekts „artifex“, unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Universität Trier, Lehrstuhl Kunstgeschichte).
Informationen zum "Round-Table" mit dem Thema Künstlerhäuser finden sie hier.
International Conference, Nuremberg 11-14 June 2015
Title: “Visual artists must live like kings or gods” – artists’ homes in the Middle Ages and the Early Modern Era
Date, place: 11-14 June 2015, Nuremberg / Nürnberg (Germany), Historical Town Hall (Großer Ratssaal)
Conference languages: German, English
Organisers: Dr. Thomas Schauerte, Dr. Andreas Tacke, University Professor
Contact / applications: Danica Brenner M.A., University of Trier, TAK – artifex, Im Treff 23, D-54286 Trier; email: brenner@uni-trier.de
Deadline: 31 August 2014
“Plastic artists should dwell like kings and gods: how else are they to build for kings and gods?”(trans. Thomas Carlyle; Goethe, Wilhelm Meister’s Journeyman Years II, 8). – What pertained to Goethe in a figurative sense is our question from varying perspectives in respect to the real visual artist in Europe up to 1800: Exceptional artists such as Goethe but also Mantegna, Dürer, Michelangelo, Rubens, Rembrandt or the Asam Brothers sometimes lived almost princely. But does this apply in general to the European artist of the pre-modern era?
The conference will take a look at the artist’s home and initially examine his status from the perspective of social topography. What factors influenced this status? To be considered are, for example, the neighbourhood, the proximity to possible clients or to prestigious places for sales such as centrally located squares, prominent streets or significant churches. The conference will investigate architecture and furnishings, the iconography and iconology of an iconographical program of artists’ homes from the perspective of art history and cultural history. Finally, the conference will also examine an early nascent conservation of the artist’s home or the dwelling as a place of remembrance in the period before 1800 and thus explore questions of the history of discourse or perception.
But we also expressly request papers deviating from the idea of the artist’s home à la Goethe, rather talks considering those visual artists who rented or who frequently moved and therefore acquired no property, also talks on artists who found accommodations with their clients. What do we know about these artists’ flats or their homes?
Where and in what cities did artists’ quarters, artists’ streets or blocks of flats evolve, places where artists lived over a longer period?
Who lived with the artist? How were the studios situated? Were there sales rooms in the house, in the flat? Were they also used for art instruction, to hold “academies”(Joachim von Sandrart)? Is there a difference between the artists bound to guilds and those who worked at court?
The conference will examine text and picture sources to determine the image of artistic self-portrayal at the time via the medium “artist’s house”. The latter is primarily to be viewed from the standpoint of the visual artist’s strategies to rise to a higher stratum in a hierarchical society where he was relegated to the status of craftsman. What was the role of the sometimes extensive art collections for which rooms were often exclusively built or reserved?
Using case studies, overview representations and comparative examinations, the conference will approach the topic from the perspective of different disciplines, primarily, however, from the perspective of art history, cultural history, and social history.
Abstracts for as yet unpublished articles (a maximum of 2,000 characters, including spaces) with a brief CV and a possible selection of relevant publications may be submitted in German or English by 31 August 2014 to Danica Brenner M.A., email: brenner@uni-trier.de
Publication of the articles is planned for 2016 in the series “artifex – Sources and Studies on the Social History of the Artist” (Michael Imhof Verlag, Petersberg).
The conference is held in cooperation with the Albrecht-Dürer-Haus, curated by Dr. Thomas Schauerte (the Nuremberg Museums) and the Social History of the Artist Research Centre (SHARC), principally the EU project “artifex”, directed by Dr. Dr. Andreas Tacke, Professor (University of Trier, Chair, Art History).
Informations about the "Round-Table" about the "artists’ homes" you get here.