Temporäre Kunstzentren - Ephemere Ereignisse und ihre Wirkung auf die Kunst der Vormoderne
Temporary Art Centers – Transient Events and their Influence on Early Modern Art
WISSENSCHAFTLICHES TAGUNGSPROGRAMM
FREITAG, 20. MÄRZ 2015
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter.
19.15 Uhr
Keynote-Lecture
Prof. Dr. Neithard Bulst
Öffentliche Ordnung. Sozialprestige und seine
Ausdrucksformen am Beispiel von Familienfeiern und
anderen Medien zur Selbstdarstellung
Prof. Dr. Neithard Bulst, geb. 1941 in Berlin, Studium der Geschichte
und Romanistik in Heidelberg, Kiel, Gießen und Lyon, Promotion
1968 in Gießen, Habilitation 1976 in Heidelberg, wissenschaftlicher
Assistent und Universitätsdozent in Heidelberg, Universitätsprofessor
für Allgemeine Geschichte (Schwerpunkt: Sozial- und
Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen
Neuzeit) in Bielefeld von 1978 bis 1998, seither Universitätsprofessor
für Allgemeine Geschichte (Schwerpunkt: Geschichte des
Mittelalters).
SAMSTAG, 21. MÄRZ 2015
Sektion I. Räume des Ephemeren
9.00 – 10.30 Uhr
Einführung in das Tagungsthema durch die Veranstalter
„nicht weniger geschmückt, als ob Sankt Peter vom
Himmel zur Erde herabgestiegen wäre“. Zur ephemeren
Verwandlung Roms zwischen 1460 und 1520
Philine Helas, Rom
Der frühneuzeitliche venezianische Karneval: Wirkungen
auf deutsche Mäzene und Kunst
M A Katrizky, Milton Keynes
10.30 Uhr
Kaffeepause
11.00 – 12.30 Uhr
Illusionsgrenzen – Grenzen der Illusion. <Machines>,
Bühnenbilder und ihre Rezeption im Rahmen der höfischen
Feste Ludwigs XIV. und der Académie Royale de Musique
Christian Quaeitzsch, München
Vom Ephemeren zur Permanenz: agierende Figuren in
Zisterzienserkirchen der Spätgotik
Johannes Tripps, Leipzig
12.30 Uhr
Mittagessen
13.30 – 14.30 Uhr
Klosterführung mit Besuch der „Euthanasie“-
Gedenkstätten
Dr. Markwart Herzog, Irsee
Sektion II. Macht-Räume / Kunst-Räume
14.30 – 16.00 Uhr
Music as a means of coercion at the imperial diets of
Maximilian I
Grantley McDonald, Salzburg
Der Reichstag von 1518: „Erfindung“ und Etablierung von
Medaille und druckgraphischem Porträt
Thomas Schauerte, Nürnberg
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 – 18.00 Uhr
De reformatione ecclesiae. Konzile und Architektur: Die
Entstehung einer dogmatischen Architektursprache?
Richard Nemec, Bern
Zur Bedeutung des Konzils von Trient für die Kunst seiner
Zeit (AT)
Hanns-Paul Ties, München
18.30 Uhr
Abendessen und gemütliches Beisammensein im Stiftskeller
SONNTAG, 22. MÄRZ 2015
9.00 – 9.45 Uhr
Regensburg 1653/54: Ein Kongress richtet sich ein
Doris Gerstl, Erlangen
Sektion III: Die Stadt als temporäres Kunstzentrum
9.45 – 10.30 Uhr
Painting into Power. The Workings and Impact of a
Transient Art Center in 1468 Bruges
Noa Turel, Birmingham – Alabama
10.30 Uhr
Kaffeepause
11.00 – 12.30 Uhr
Das unvermutete Kunstzentrum: Künstlermigration und
Romantik in Hamburg um 1800
Gerrit Walczak, Berlin
‚Maskirte Unterhaltung‘. Das Münchner Künstlerfest im
19. Jahrhundert als Ort der Inszenierung von Identität
und Gemeinschaft
Simone Leyk, Trier
12.30 Uhr
Schlussdiskussion
ca. 13.00 Uhr
Mittagessen, Tagungsende, Abreise
Veranstalter
Birgit Ulrike Münch, Trier: muench@uni-trier.de
Andreas Tacke, Trier: tacke@uni-trier.de
Markwart Herzog, Irsee
Sylvia Heudecker, Irsee
PDF-Dokument [1.7 MB]
Datum, Ort: 20.–22. März 2015, Schwabenakademie Irsee (Deutschland)
Veranstalter: Kunsthistorisches Forum Irsee
Kontakt / Bewerbungen: Dr. Birgit Ulrike Münch M.A. (Universität Trier); kfi@uni-trier.de
Deadline: 01. Oktober 2014
Beim modernen Kunstbetrieb können Ausstellungsorte oder Kunstmessen zu temporären Kunstzentren werden, die die Unterscheidung zwischen Zentrum und Peripherie in einen völlig neuen Rahmen stellen. Überwunden ist zudem die über Generationen gewachsene Stellung von Kunstzentren – wie Rom oder später Paris – die zu besuchen quasi zum Kanon eines Künstlerlebens gehörte.
In Vergessenheit geraten ist, dass neben den gewachsenen Kunstzentren im Mittelalter und der Frühen Neuzeit es vor allem temporäre Ereignisse waren, die die Auftraggeber und Künstler aus Nah und Fern zeitweise an einem Ort zusammenführten. Und diese Orte wechselten ständig und ihnen wuchs zeitweise eine regionale, nationale oder europäische Bedeutung zu. Denn der Aufenthaltsort des Herrschers – hier weiter gefasst für jede Form der Amtsausübung – bestimmte den Mittelpunkt, zu dem man reiste. Vor dem Hintergrund der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reiseherrschaft wechselten diese Itinerarorte, bis es zu der Herausbildung fester Residenzen kam. Die Tagung will die Auswirkungen derartiger temporärer Zentren auf die Künste untersuchen.
Vielfache Perspektivwechsel sind dabei gewollt: Beispielsweise einmal vom Austragungsort den Blick auf die Kommenden zu richten und umgekehrt, die Erfahrungen der Angereisten zu untersuchen. Und,
dieser kann sowohl aus der Perspektive der Auftraggeber, Käufer wie von der der Künstler erfolgen. Es geht aber auch um vielfältige Transferprozesse, seien es technische, intellektuelle oder
stilistische. Wie war die geographische Verbreitung des Kunstwissens, welches von einem solchen temporären Kunstzentrum ausging. Wie war die Strahlkraft des Neuen, wie konnten sich regionale Produkte
(Kunstwerke) behaupten? Welches Produktbewusstsein gab es, wie war demnach das „Einkaufverhalten“ der angereisten fürstlichen Gäste?
Kunsttopographische Kategorien sind mit der Mobilität von Künstlern in Beziehung zu setzen. Der Definition des „Wanderkünstlers“ muss ein weiterer Aspekt hinzugefügt werden, jener nämlich des „Kongresskünstlers“, der von einer Großveranstaltung zur anderen reiste, um sein Können und mitgeführte Kunstwerke anzubieten. Bei einer monographischen Bearbeitung von Künstler und Werk ist in Hinblick auf die kunstwissenschaftliche Methode der Ikonographie verstärkt darauf zu achten, dass Kongressorte Katalysatoren des künstlerischen Austausches waren, diese eine zusätzliche Inspirationsquelle für die ortsansässigen wie angereisten Künstler darstellen, die Kunst anderer Regionen und Länder kennenzulernen. Für den Stiltransfer können Vermittlungswege aufgezeigt werden.
Ein weiterer Fragekomplex betrifft die zeitgenössische Vorstellung von den ortstypischen Produkten. In welchem Ruf standen die Kunstzentren Europas? Die zu untersuchenden Produktionsfelder sollten dabei weit gefasst sein und neben dem klassischen kunstwissenschaftlichen Gattungskanon auch Erzeugnisse der Metallverarbeitung (Waffen, Alltagsgegenstände), des künstlerischen Metallgusses (Epitaphien, Brunnen, Medaillen), Gold- und Silberarbeiten, Feinmechanica (wissenschaftliche Instrumente, Uhren), Druckerzeugnisse (Bücher, Geographica), Musikinstrumente, Textiles und weiteres mehr behandeln.
Abstracts für bislang unpublizierte Beiträge (max. 2.000 Zeichen incl. Leerzeichen) können in deutscher oder englischer Sprache zusammen mit einem kurzen Lebenslauf und gegebenenfalls einer Auswahl einschlägiger Publikationen bis zum 31. August 2014 gesendet werden an Dr. Birgit Ulrike Münch M.A., E-Mail: kfi@uni-trier.de
Das Kunsthistorisches Forum Irsee ist eine Kooperation zwischen der Schwabenakademie Irsee (Dr. Markwart Herzog, Dr. Sylvia Heudecker) und artifex (Dr. Birgit Ulrike Münch M.A., Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke; Universität Trier).
Das 2012 gegründete Kunsthistorische Forum Irsee konzipiert jährlich Frühjahrsakademien. Diese Tagungen widmen sich in den nächsten Jahren dem Forschungsfeld „Künstler und Gesellschaft“. Das Kunsthistorische Forum Irsee bietet einen inner- wie interdisziplinären Forschungsrahmen. Es zielt darauf, genuin kunsthistorische Forschungsansätze mit sämtlichen Disziplinen, Methoden und Fragestellungen der (historischen) Kulturwissenschaften zu verbinden.
Zu einem spezifischen Thema wird jährlich in einem Call for Papers um Beitragsvorschläge gebeten. Der wissenschaftliche Nachwuchs, das heißt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Promotionsphase und der Post-doc-Phase, soll dabei in hohem Maß einbezogen werden.
Das Forum verfolgt zugleich das Ziel, Themen wissenschaftlich aufzubereiten, die aktuell in der Gesellschaft diskutiert werden, um innovative wissenschaftliche Ansätze in die Öffentlichkeit zu bringen.
Die Ergebnisse einer Frühjahrsakademie sollen jeweils in einem Tagungsband im Michael Imhof Verlag (Petersberg) veröffentlicht und auf der jeweils folgenden Frühjahrsakademie präsentiert werden.
International Conference, Irsee 20.–22. März 2015
Title: “Temporary Art Centers – Transient Events and their Influence on Early Modern Art”
Date, place: 20-22 March 2015, Schwaben Academy in Irsee (Germany)
Organisers: Irsee Art History Forum
Contact / applications: Dr. Birgit Ulrike Münch (University of Trier); kfi@uni-trier.de
Deadline: 01. Oktober 2014